Özdemir: Zu viel Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten mit Kinderoptik
In Fertigprodukten für Kinder stecken noch immer zu viel Zucker, Fette und Salz. Das ergab eine Sonderauswertung verschiedener Untersuchungen des Max-Rubner-Instituts sowie des Bundeslandwirtschaftsministeriums, deren Ergebnisse Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) am Dienstag vorstellte. Demnach enthalten Produkte mit Kinderoptik teils sogar mehr Zucker oder Fett als vergleichbare Artikel, die sich nicht explizit an Kinder richten.
So enthalten etwa Frühstückscerealien für Kinder mit im Schnitt 17 Gramm Zucker pro 100 Gramm mehr Zucker als der Durchschnitt aller Cerealien mit 14,7 Gramm. Besonders zuckerhaltige Kindergetränke wurden sogar noch süßer: Seit 2019 stieg das obere Viertel der Zuckergehalte von 7,4 Gramm pro 100 Milliliter auf 8,4 Gramm. Mehr Zucker als vergleichbare Produkte enthielten etwa auch Müsliriegel mit Kinderoptik, mehr Fett steckte in fertigen, panierten Geflügelprodukten.
"Leider ist es auch so, dass die Produkte, die besonders viel Zucker, Fette und Salz enthalten, uns oftmals besonders gut schmecken - und auch dazu verleiten, mehr davon zu essen, als es gut für uns ist", erklärte Özdemir zu den Ergebnissen. Jedes Kind müsse aber unabhängig vom Einkommen der Eltern und von Bildung und Herkunft "die Chance haben, gesund aufzuwachsen". Daher kämpfe er für "einen besseren Kinderschutz und gute Ernährung".
Fertigprodukte müssten auch insgesamt gesünder werden, "für Kinder und Erwachsene", erklärte Özdemir. Die Unternehmen hätten es selbst in der Hand, Rezepturen zu verbessern. Dazu müssten nun "zügig wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele entwickelt werden".
Die damalige Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte 2018 die Nationale Reduktionsstrategie für Fertiglebensmittel ins Leben gerufen. Sie setzt vor allem auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelwirtschaft. Klöckner hatte mit der Branche Zielvereinbarungen getroffen, Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten bis zum Jahr 2025 zu verringern.
Die Organisation Foodwatch erklärte zu den Ergebnissen der Sonderauswertung, die Lebensmittelindustrie sei nicht Teil der Lösung, sondern Kern des Problems. "Das Prinzip Freiwilligkeit hat auf ganzer Linie versagt." Um Fehlernährung und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen, seien dringend gesetzliche Maßnahmen nötig - etwa die von Özdemir geplanten Junkfood-Werbeschranken, eine Limo-Steuer nach britischem Vorbild und ein verpflichtender Nutri-Score auf europäischer Ebene.
R.Espinoza--LGdM