Niedrig dosiertes Cortison bei Rheuma mit weniger Nebenwirkungen als gedacht
Cortison hat einer Studie zufolge in niedriger Dosierung bei Rheumapatienten weniger Nebenwirkungen als befürchtet. Nach einer zweijährigen Therapie mit niedrig dosiertem Cortison wurde bei Menschen mit rheumatoider Arthritis kein Blutdruckanstieg beobachten, wie die Berliner Charité am Dienstag mitteilte. Auch die Auswirkungen auf das Gewicht waren gering. Allerdings kann Cortison zu einer Reihe weiterer Nebenwirkungen führen, die die Forscher nicht untersuchten.
Cortison-Präparate hemmen unter anderem das Immunsystem und werden seit Langem gegen eine ganze Reihe von entzündlichen Erkrankungen eingesetzt, darunter Autoimmunkrankheiten wie Rheuma.
Weil Cortison gut gegen die rheumatoide Arthritis hilft, nehmen 30 bis 50 Prozent der Betroffenen die Präparate auch noch zwei Jahre nach der Diagnose. Dabei raten die medizinischen Leitlinien, die die Entscheidungsfindung von Ärzten unterstützten sollen, von einer längerfristigen Einnahme ab. Grund sind eine Reihe von Nebenwirkungen, die allerdings vor allem bei den früher üblichen hohen Dosierungen beobachtet wurden.
Die Datenlage zu kleineren Mengen Cortison über einen längeren Zeitraum war bislang wenig aussagekräftig. Die Charité-Forscher analysierten nun die Daten von mehr als 1100 Rheuma-Patienten, die aus fünf verschiedenen Studien stammten. Die Betroffenen erhielten über zwei Jahre hinweg niedrig dosierte Cortison-Präparate oder ein Scheinpräparat.
Unter der Cortison-Therapie veränderte sich der Blutdruck demnach kaum, und die Patienten nahmen im Schnitt nur 1,1 Kilogramm mehr zu als die in der Kontrollgruppe. Ähnliches galt demnach auch für Risikopatienten, die zu Studienbeginn bereits übergewichtig waren oder einen hohen Blutdruck hatten.
Die Ergebnisse der Studie machten die Leitlinien nicht überflüssig, da es auch andere schwerwiegende Nebenwirkungen wie Osteoporose, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder eine Neigung zu Infektionen geben könne, betonten die Forscher. Für viele Rheuma-Patienten und die behandelnden Ärzte sei die Sorge vor einem Blutdruckanstieg und einer Gewichtszunahme aber ein wichtiges Entscheidungskriterium für oder gegen eine Cortison-Therapie. Diese Sorge konnten die Forscher nun mindern.
Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer verschleißbedingten oder entzündlichen rheumatischen Erkrankung. Das ist jeder Vierte. Die rheumatische Arthritis ist eine Form davon.
A.M. de Leon--LGdM