Kritik an Lauterbach nach Äußerungen zu Impfempfehlung
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist mit seiner Forderung nach klaren Empfehlungen zur vierten Corona-Impfung für alle Altersgruppen auf Kritik gestoßen. "Ich halte das Drängeln von Herrn Lauterbach hier für fehl am Platz", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Andrew Ullmann, der "Welt" vom Dienstag. Die Politik solle sich nicht in die Wissenschaft und die Arbeit der Ständigen Impfkommission (Stiko) einmischen.
"Ich nenne das Staatsmedizin, die meistens wissenschaftsbefreit ist", sagte Ullmann weiter. Die unabhängige Stiko genieße großes Vertrauen der Ärzteschaft und der Bevölkerung und dürfe nicht infrage gestellt werden.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), sagte der "Welt", Lauterbach setze "die Stiko über die Medien bewusst unter öffentlichen politischen Druck". "Mit Wissenschaft hat das nicht mehr viel zu tun." Lauterbach erhoffe sich eine Impfempfehlung der Stiko, die mit seiner persönlichen Meinung übereinstimmt.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Kathrin Vogler, äußerte in der "Welt" ähnliche Kritik: "Es kann nicht Aufgabe des Gesundheitsministers sein - egal wie hoch seine wissenschaftliche Expertise sein mag -, die Empfehlungen des zuständigen wissenschaftlichen Fachgremiums zu konterkarieren."
Lauterbach hatte in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe klare Impfempfehlungen für sämtliche Altersgruppen gefordert. "Wir sollten nicht nur sagen, was die über 70-Jährigen machen sollen. Wir müssen auch eine Antwort für den 40-Jährigen haben."
Lauterbach hatte kürzlich für eine vierte Corona-Impfung auch für Menschen unter 60 Jahren geworben. Die Stiko empfiehlt bislang nur Menschen ab 70 Jahren sowie Risikogruppen eine vierte Corona-Impfung. Die EU empfiehlt eine zweite Auffrischungsimpfung für Menschen ab einem Alter von 60 Jahren.
A.M. de Leon--LGdM