Grotheer gewinnt historisches Skeleton-Gold für Deutschland
Christopher Grotheer hat sich mit einer unglaublichen Abgezocktheit und einem riesigen Vorsprung zum ersten deutschen Olympiasieger im Skeleton gekrönt. Der Weltmeister setzte mit dem historischen Triumph vor seinem Landsmann Axel Jungk den deutschen Erfolgsrausch in der "Goldrinne von Yanqing" nach den vier Siegen der Rennrodler nahtlos fort.
Zu erwarten war all das nicht, schließlich hatte nie zuvor ein Skeleton-Pilot aus Deutschland auch nur eine olympische Medaille im Männer-Bereich gewonnen. Am Freitagabend endete bei den Winterspielen in China die Durststrecke - und wie.
Nach den vier Läufen betrug Grotheers Vorsprung auf Jungk komfortable 0,66 Sekunden. Bronze sicherte sich der Chinese Yan Wengang, der dritte deutsche Starter Alexander Gassner belegte Platz acht.
Für den 29-jährigen Grotheer, der sich als Kind noch im Skispringen versuchte und erst anschließend mit dem Kopf voran den Eiskanal hinunter stürzte, ist der Gold-Coup der Höhepunkt eines außergewöhnlichen Weges. In der Saison 2019/20 nach schwachen Leistungen noch im Europacup abgestellt, folgte anschließend ein steiler Aufstieg: Weltmeister 2020, Weltmeister 2021 - und nun Olympiasieger.
In China belohnte sich Grotheer, den charakterlich wie fahrerisch eine unheimliche Ruhe auszeichnet, für eine sehr konstante Leistung. "Ich muss nicht fehlerfrei fahren, um überhaupt eine Chance zu haben. Fahre ich gut, bin ich auch sauschnell", hatte der Landespolizist nach den ersten beiden Läufen zufrieden registriert. Schon dort hatte sein Vorsprung 0,71 Sekunden betragen.
Die Worte des Rekordweltmeisters Martins Dukurs, der zur Halbzeit sagte, Grotheer sei die "Nummer 1", bewahrheiteten sich letztlich. Der Lette muss ebenso auf seinen so ersehnten Olympiasieg warten wie die Chinesen: Der Gastgeber hatte in Yan Wengang einen Piloten extra für den 1615 m langen Eiskanal im Xiaohaituo-Gebirge ausgebildet. Die Gold-Mission scheiterte zwar, er konnte sich aber mit Bronze trösten.
Das lag auch an Jungk. Der bescherte seiner persönlichen Corona-Odyssee selbst ein Happy End. Im Januar war der 30-Jährige noch positiv auf das Virus getestet worden, und auch nach der Ankunft in Peking hatte ein positives Ergebnis ihn fast aus allen Träumen gerissen. Rund eine Woche später zahlten sich all die Strapazen aus.
Die deutschen Pilotinnen wollen es den Männern bereits am Samstag nachmachen. Die Voraussetzungen sind gut: Juniorenweltmeisterin Hannah Neise steuert überraschend auf Silberkurs, Weltmeisterin Tina Hermann liegt auf dem Bronzerang - und auch Jacqueline Lölling hat als Fünfte noch gute Podestchancen. Der Medaillenregen im Eiskanal scheint längst noch nicht zu Ende zu sein.
X.Quintero--LGdM