Lemke mahnt zu gemeinsamem Blick auf Schutz von Klima und Biodiversität
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat auf der UN-Klimakonferenz nachdrücklich dazu gemahnt, Klimaschutz und den Schutz der Biodiversität gemeinsam zu betrachten. "Die drei planetaren Krisen von Verschmutzung, Artenaussterben und Klimawandel hängen miteinander zusammen und müssen deshalb zusammen gedacht und gelöst werden", sagte Lemke am Mittwoch im ägyptischen Scharm el-Scheich. Sie warb für mehr natürlichen Klimaschutz wie der Stärkung von CO2-Speichern.
Der Natürliche Klimaschutz wie beispielsweise eine Wiedervernässung von Mooren oder der Schutz von Wäldern und Gewässern "schaffen Synergien zwischen dem Erhalt der biologischen Vielfalt und dem Klimaschutz", sagte Lemke. Sie müssten daher in den Debatten und auch der Abschlusserklärung der Klimakonferenz berücksichtigt werden. Umgekehrt könne diese eine Grundlage für erfolgreicher Verhandlungen auf der UN-Biodiversitätskonferenz im Dezember im kanadischen Montreal sein.
"Bei dieser Klimakonferenz müssen wir eine Brücke zur Biodiversitätskonferenz schlagen", sagte Lemke. Als Ziele dieser Konferenz nannte sie neben der "breitenwirksamen Umsetzung von naturbasierten Lösungen" vor allem "eine großflächige Wiederherstellung degradierter Ökosysteme auf mindestens drei Milliarden Hektar der Land- und Meeresfläche" weltweit und den "wirksamen und effektiven Schutz von mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen für resiliente Ökosysteme".
Dies bedeute nicht, dass diese Gebiete alle nicht mehr genutzt werden könnten, sagte Lemke. Die Nutzung müsse aber nachhaltig sein, wie beispielsweise in deutschen Biosphärenreservaten. Auch müsse zumindest ein Teil als streng Geschützte Gebiete ausgewiesen werden. Als weitere Ziele nannte Lemke "die Reduzierung des Pestizideinsatzes um 50 Prozent, die Wiederherstellung von 25.000 Kilometer Flüssen und das Pflanzen von drei Milliarden zusätzlichen Bäumen".
Zur Koordinierung der Anstrengungen gegen Klimawandel und Biodiversitätsverlust startete Lemke in Scharm el-Scheich gemeinsam mit der ägyptischen Umweltministerin Yasmine Fouad sowie der Weltnaturschutzunion (IUCN) die "Enact-Initiative". "Die Natur ist unser stärkster Verbündeter im Kampf gegen die Klima- und die Biodiversitätskrise. Intakte Ökosysteme speichern Kohlendioxid, sichern unsere Lebensmittel- und Wasserversorgung und schützen vor Katastrophen", sagte dazu Lemke.
Das Ziel von Enact ist es, bis zu 2,4 Milliarden Hektar gesunder natürlicher und nachhaltiger landwirtschaftlicher Ökosysteme zu sichern, indem 45 Millionen Hektar unter Schutz gestellt, zwei Milliarden Hektar nachhaltig bewirtschaftet und 350 Millionen Hektar renaturiert werden. Weiter hieß es,mindestens eine Milliarde schutzbedürftiger Menschen, darunter mindestens 500 Millionen Frauen und Mädchen, sollten vor den Folgen des Klimawandels geschützt und ihre Resilienz gestärkt werden.
"Ägypten macht sich für die Enact-Initiative stark, weil sie integrierte und gut koordinierte naturbasierte Lösungen auf globaler Ebene voranbringen wird, die dem Ausmaß und der Dringlichkeit der Klimakrise gerecht werden", betonte Fouad. "Obwohl es ein wachsendes Bewusstsein für das Potential von natürlichem Klimaschutz gibt, laufen die globalen Aktivitäten in allen Sektoren bislang weitestgehend unabhängig voneinander ab", kritisierte IUCN-Generalsekretär Bruno Oberle. Die Enact-Initiative solle hier zu einer besseren Vernetzung beitragen.
"Ohne gesunde Ökosysteme ist das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichbar und die Klimakatastrophe nicht abzuwenden", erklärte auch der Präsident der Umweltschutzorganisation Nabu, Jörg-Andreas Krüger. Umso erstaunlicher sei es, "dass Biodiversität bei der Klimakonferenz nur eine untergeordnete Rolle spielt". Von der Klimakonferenz müsse "das Signal ausgehen, in Montreal ein Weltnaturabkommen nach dem Vorbild der Pariser Klimaziele zu schließen", forderte Krüger.
X.A. Mendez--LGdM