Neuer Chef Gulden will Adidas wieder in die Gewinnzone holen
Der neue Vorstandsvorsitzende des Sportartikelherstellers Adidas, Björn Gulden, will das Unternehmen nach einem starken Gewinneinbruch im vergangenen und erwarteten Verlusten im laufenden Jahr bis 2024 wieder in die Gewinnzone führen. "2023 wird ein Übergangsjahr sein", erklärte Gulden vor der Jahrespressekonferenz am Mittwoch in Herzogenaurach. Eine der wichtigsten Entscheidungen wird demnach sein, was mit den Millionen von Schuhen aus der eingestellten Zusammenarbeit mit dem umstrittenen US-Rapper Kanye West geschieht.
Adidas' Nettogewinn war im vergangenen Jahr um 83 Prozent auf 254 Millionen Euro eingebrochen. Für 2023 wird maximal eine Nullsumme erwartet. Maßgeblich verantwortlich ist das Kanye-West-Desaster: Wegen antisemitischer Äußerungen des Rappers hatte Adidas die zusammen mit diesem entwickelte und beworbene - und äußerst erfolgreiche - Sportschuhreihe Yeezy eingestellt.
Das führte bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres zu Umsatzeinbußen von 600 Millionen Euro und einem Quartalsverlust von 482 Millionen Euro. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen bestenfalls ein Betriebsergebnis von null und schlimmstenfalls einen negativen Saldo von 700 Millionen Euro, je nachdem, was mit den Millionen gelagerten Schuhen geschieht.
Adidas prüfe derzeit "verschiedene Optionen zur künftigen Nutzung seines Bestands an Yeezy-Produkten". Dennoch berücksichtige die "Prognose bereits die Umsatzeinbußen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro aus einem potenziellen ausbleibenden Verkauf des Bestands".
Weitere Sorgen bereitet dem bayerischen Unternehmen das schwächelnde China-Geschäft. Der Umsatz dort sank 2022 bei konstanten Wechselkursen um rund 36 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Adidas litt sowohl unter dem Konsumrückgang der Chinesen wegen der strikten Corona-Regeln als auch unter einem Boykottaufruf, nachdem das Unternehmen 2020 zusammen mit anderen Marken erklärt hatte, wegen mutmaßlicher Zwangsarbeit keine Baumwolle mehr aus der Uiguren-Region Xinjiang zu beziehen.
In Europa und Nordamerika trübt die hohe Inflation die Kauflaune. In der Folge sind die Lagerbestände weltweit um 50 Prozent angestiegen. Diese müssten nun abgebaut werden, erklärte Gulden. "Im Jahr 2024 können wir dann wieder mit dem Aufbau eines profitablen Geschäfts beginnen."
Der Däne hatte den Chefposten bei Adidas im Januar übernommen, nachdem sein Vorgänger Kasper Rorsted, ebenfalls aus Dänemark, vorzeitig ausgeschieden war. Nach Angaben des Unternehmens erhielt Rorsted eine Abfindung von zwölf Millionen Euro. Gulden war zuvor seit 2013 Vorstandschef beim Konkurrenten Puma gewesen.
D.Torres--LGdM