Verdi Hessen ruft zu Streik in fünf Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof auf
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Hessen hat die Beschäftigten von fünf Filialen der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof für Samstag zu einem ganztägigen Streik aufgerufen. Betroffen sind zwei Filialen in Frankfurt, zwei in Wiesbaden und eine in Sulzbach, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit - zwei dieser Filialen sollen demnach geschlossen werden. Die 300 Beschäftigen "sollen ihren Job verlieren und werden mit einer mageren Abfindung abgespeist".
In den anderen drei Filialen drohten den Beschäftigten Kündigungen und Änderungskündigungen. Das Unternehmen plane einen Haustarifvertrag, der des Namens Tarifvertrag "kaum würdig" sei. Bereits derzeit verdienten die Beschäftigten knapp 15 Prozent unter dem regionalen Flächentarif des Einzelhandels.
Das aktuelle Zukunftskonzept des Konzerns sei "ein Kostensenkungsprogramm", kritisierte Verdi Hessen. "Drei Jahre sollen die Beschäftigten keine sichere Entwicklung beim Entgelt bekommen, sondern nur Zahlungen abhängig von der wirtschaftlichen Situation, die Arbeitszeit soll noch mehr flexibilisiert werden und der tarifliche Kündigungsschutz soll verschlechtert werden".
Der Vorstand von Galeria Karstadt Kaufhof und Insolvenzchef Arndt Geiwitz warnten Verdi vor Streiks am Samstag, wie "Business Insider" am Donnerstag berichtete. Die Niederlegung der Arbeit würde "ruinöse Schäden" hinterlassen, außerdem seien die Streiks rechtswidrig, zitierte das Portal aus einem Brief von Vorstand und Geiwitz an die Verdi-Spitze. Für diese Schäden wäre die Gewerkschaft "haftbar zu machen".
Galeria Karstadt Kaufhof befinde sich nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer "existenziellen Krisensituation". Der Insolvenzplan beruhe auf der Erwartung, dass das Unternehmen in der Lage sein wird, nach dem Verzicht die Forderungen begleichen zu können. "In einer solchen Situation dem Unternehmen zielgerichtet massiven wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, indem man an einem der wesentlichen Einkaufstage des Jahres Filialen bestreiken lässt und zur Schließung zwingt, konterkariert eklatant das Ziel des Insolvenzplans, wenigstens einen kleinen Anteil der Forderungen befriedigen zu können."
Der Streik ist dem Bericht zufolge laut Geiwitz und Vorstandschef Miguel Müllenbach rechtswidrig, weil er gegen den Integrations- und Überleitungstarifvertrag und den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz verstoße. Außerdem würde er auf eine Benachteiligung der Gläubiger und eine Begünstigung der Arbeitnehmer "durch kurzfristige Vereinnahmung von Mitteln aus der Insolvenzmasse abzielen".
Laut "Business Insider" lehnt auch der Konzernbetriebsrat die Aktion ab. Vertreter sprächen von einem "ideologischen Streik". Das Portal zitierte ein Mitglied des Betriebsrats mit den Worten: "Man muss schon am ökonomischen Sachverstand der Verdi-Spitze zweifeln, wenn in solch einer prekären Situation, in der wir uns befinden, Filialen dicht bleiben sollen."
Die angeschlagene Warenhauskette will 47 von 129 Filialen schließen und rund 4000 Stellen abbauen. Die Gläubigerversammlung hat dem Insolvenzplan zugestimmt. Die verbleibenden Filialen sollen innerhalb von drei Jahren umgebaut werden.
L.A. Beltran--LGdM