Klein fordert Entzug von Unesco-Status wegen antijüdischem Schmährelief
Der Stadtkirche Wittenberg sollte nach Ansicht des Antisemitismusbeauftragten Felix Klein wegen eines antijüdischen Schmähreliefs der Status als Unesco-Kulturerbe entzogen werden. Grund für die Forderung Kleins ist die Weigerung des Gemeindekirchenrats von St. Marien, die Schmähplastik aus dem Mittelalter von der Kirchenfassade zu entfernen, wie der "Spiegel" am Freitag berichtete. Die als Judensaurelief bekannte Plastik wurde im späten 13. Jahrhundert angebracht, um Juden und ihre Religion zu demütigen.
Das Relief zeigt ein Schwein, an dessen Zitzen Menschen saugen, die durch ihre zeitgenössischen Hüte als Juden erkennbar sind. Ein Rabbiner schaut dem Tier unter den Schwanz. Das Schwein gilt im Judentum als unreines Tier und verkörperte in der christlichen Kunst des Mittelalters den Teufel.
Ein von der Kirche beauftragter Expertenrat hatte empfohlen, das Relief der "gegenwärtigen Sichtbarkeit" zu entziehen und an anderer Stelle mit adäquatem Kontext aufzustellen. Der Gemeindekirchenrat entschied stattdessen, den Text einer distanzierenden Erklärtafel klarer zu verfassen.
"2019 wurde der Karneval im belgischen Aalst wegen antisemitischer Darstellungen von der Liste des Weltkulturerbes gestrichen", sagte der Regierungsbeauftragte Klein dem Magazin. "Die Unesco sollte auch Wittenberg streichen, wenn die Schmähplastik hängen bleibt. Die Verunglimpfung von Religionen ist unvereinbar mit den Unesco-Grundprinzipien."
H.Jimenez--LGdM