Shell gewinnt Prozess wegen Ölverseuchung vor der Küste Nigerias
Der Ölkonzern Shell wird mehr als ein Jahrzehnt nach einer riesigen Ölpest vor der Küste Nigerias nicht dafür zur Verantwortung gezogen. Der Fall sei verjährt, urteilte am Mittwoch der Oberste Gerichtshof in Großbritannien. Die Kläger aus Nigeria hatten argumentiert, das Leck am Bonga-Ölfeld habe im Golf von Guinea "verheerende Auswirkungen" gehabt.
Shell hingegen behauptet, das Leck sei schnell eingedämmt worden. Die Kläger hatten vor dem höchsten britischen Gericht die Urteile zweier unterer Instanzen aufheben lassen wollen. Das Leck stellt nach ihrer Darstellung eine "anhaltende Beeinträchtigung" dar - eine rechtliche Auslegung, die von der Verjährung nicht betroffen gewesen wäre.
Der Oberste Gerichtshof erkannte den Vorfall aus dem Jahr 2011 zwar als "eine der größten Ölaustritte in der Geschichte der nigerianischen Ölförderung" an, teilte die Interpretation der Kläger jedoch nicht. Es habe sich um ein "einmaliges Ereignis" gehandelt, hieß es. Ein weiteres laufendes Rechtsverfahren gegen Shell wegen anderer Ölaustritte ist von dem Urteil nicht betroffen.
Der in Großbritannien ansässige Ölkonzern begrüßte das Urteil und bezeichnete die Ölpest als "bedauerlich".
Infolge des Öllecks im Dezember 2011 waren schätzungsweise 40.000 Fass Rohöl ins Meer ausgelaufen. Die Ölpest im Golf von Guinea war nach nigerianischen Regierungsangaben die schlimmste Verseuchung auf offenem Meer seit 1998. Das Bonga-Ölfeld liegt rund 120 Kilometer vor der nigerianischen Küste.
Das westafrikanische Nigeria ist der größte Ölproduzent des Kontinents, Shell ist dort traditionell einer der größten Ölförderer. Viele Umweltschutzorganisationen werfen den großen Ölkonzernen vor, in Nigeria wesentlich laxer mit Schutzmaßnahmen umzugehen als beispielsweise in den USA oder Europa - was Shell bestreitet.
Ende 2022 zahlte der Ölkonzern wegen Umweltverschmutzung 15 Millionen Euro Entschädigung an drei Dörfer und Einzelkläger im Nigerdelta. Dort hatten von 2004 bis 2007 insgesamt vier Öllecks Land und Wasser verseucht.
Anfang 2015 wurde Shell von einem britischen Gericht dazu verurteilt, Fischern und Bauern im Nigerdelta eine Entschädigung von rund 70 Millionen Euro zu zahlen. Damit wurde ein Streit über die Folgen von zwei Ölkatastrophen im Jahr 2008 außergerichtlich beigelegt.
D.Torres--LGdM