La Gaceta De Mexico - Deutschland rutscht in die Rezession: BIP im ersten Quartal erneut geschrumpft

Deutschland rutscht in die Rezession: BIP im ersten Quartal erneut geschrumpft
Deutschland rutscht in die Rezession: BIP im ersten Quartal erneut geschrumpft / Foto: © AFP

Deutschland rutscht in die Rezession: BIP im ersten Quartal erneut geschrumpft

Deutschlands Wirtschaft ist in die Rezession gerutscht: Das Statistische Bundesamt revidierte seine erste Schätzung zum Wachstum im ersten Quartal von 0,0 Prozent auf nun minus 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal nach unten. "Damit verzeichnete die deutsche Wirtschaft zwei negative Quartale in Folge", erklärte das Statistikamt - und befand sich damit laut gängiger Definition in einer Rezession. Grund dafür war vor allem die Konsumzurückhaltung wegen der hohen Inflation.

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Im vierten Quartal 2022 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits um 0,5 Prozent gesunken. Die weiterhin hohen Preissteigerungen belasteten die deutsche Wirtschaft nun auch zum Jahresbeginn, erklärte das Statistikamt am Donnerstag in Wiesbaden.

Das habe sich besonders bei den privaten Konsumausgaben bemerkbar gemacht: Sie gingen im ersten Quartal um 1,2 Prozent zurück. Demnach gaben die Privathaushalte sowohl für Nahrungsmittel und Getränke als auch für Bekleidung und Schuhe sowie für Einrichtungsgegenstände weniger Geld aus als im Vorquartal. Es wurden auch weniger Neuwagen gekauft, was auch auf den Wegfall der Prämien für Plug-in-Hybride und reduzierte Zuschüsse für Elektrofahrzeuge zum Jahresbeginn zurückzuführen sein dürfte.

Das vom Marktforschungsinstitut GfK ermittelte Konsumklima bestätigt diese Tendenz - auch wenn es Zahlen zu Mai sind. Zwar verbesserte sich die Stimmung unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern zuletzt leicht, der Wert lag mit minus 24,2 Punkten aber weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Außerdem legte die Einkommenserwartung der Verbraucher - ebenfalls im Minusbereich - zwar zu, die Anschaffungsneigung profitierte davon zuletzt aber nicht.

Die Konjunkturstimmung sackte ebenfalls ab, wie das GfK-Institut mitteilte. "Offenbar sind sich die Konsumenten unsicher, wie sich die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten entwickeln wird."

Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, nahmen neben dem privaten Konsum auch die staatlichen Konsumausgaben "merklich" ab - sie sanken um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Das lag vor allem auch am Wegfall der staatlich finanzierten Corona-Maßnahmen wie Impfungen und Testzentren. Positive Impulse kamen vom Außenhandel: Die Unternehmen exportierten 0,4 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen als im letzten Quartal 2022.

Außerdem wurde mehr investiert: Die Bauinvestitionen etwa stiegen auch wegen der vergleichsweise milden Temperaturen im ersten Quartal kräftig um 3,9 Prozent. Die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge kletterten um 3,2 Prozent.

Im internationalen Vergleich hinkt die deutsche Wirtschaft den Statistikern zufolge hinterher. So legte die Wirtschaftsleistung in der gesamten EU im ersten Quartal um 0,2 Prozent zu. In Spanien und Italien stieg das BIP um 0,5 Prozent, in Frankreich um 0,2 Prozent und in den USA um 0,3 Prozent.

"Licht am Ende des Konjunkturtunnels ist vorerst nicht zu erkennen", erklärte der Analyst Christoph Swonke von der DZ Bank zur Entwicklung in Deutschland. Die Inflation als treibender Faktor werde "mittelfristig hoch" bleiben und die Zinsen dürften künftige Investitionen "weiter dämpfen", vor allem im Bau. "Im Zusammenspiel mit einer äußerst volatilen Weltwirtschaft macht das eine kurzfristige Erholung fast unmöglich."

Der Experte Jens-Oliver Niklasch von der LBBW bezeichnete das Ausmaß der Revision als "erschreckend". Die Frühindikatoren ließen zudem erwarten, "dass es im zweiten Quartal ähnlich schwach weitergeht".

Analyst Carsten Brzeski von der ING-Bank erklärte, der Optimismus vom Jahresbeginn sei nun "einer gewissen Realität" gewichen. Zusätzlich zur geringen Kaufkraft und einer erwarteten Schwäche der US-Wirtschaft werde die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren vom Ukraine-Krieg und dessen Folgen, dem demografischen Wandel und der Energiewende strukturell stark belastet sein.

L.Navarro--LGdM