Vorerst keine neuen Streiks bei der Bahn - Gespräche Anfang kommender Woche
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat ihre Streikdrohung vorerst ausgesetzt. Die Deutsche Bahn habe sich zu Gesprächen in kleiner Runde zu Anfang der kommenden Woche bereit erklärt, sagte ein Gewerkschaftssprecher am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Bis dahin werde es auch keine Streiks geben. Einem Medienbericht zufolge will die Gewerkschaft außerdem Rücksicht auf den evangelischen Kirchentag in Nürnberg nehmen, der bis zum 11. Juni dauert.
Die Vorbereitungen für einen eventuellen Arbeitskampf "laufen aber weiter", betonte der Gewerkschaftssprecher. Die EVG hatte am Mittwoch weitere Warnstreiks angekündigt, ohne zunächst ein Datum zu nennen. Als frühesten möglichen Termin nannte sie damals kommenden Montag. Am Donnerstagabend schickte sie dann nach eigenen Angaben eine kurzfristige Einladung zu Gesprächen an die Verhandlungsführer der Bahn, welche diese dem EVG-Sprecher zufolge annahmen.
Die Bahn hatte weitere Verhandlungen und die Vorlage eines neuen Angebots zuvor unter Verweis auf die Haltung der Gewerkschaft zunächst abgelehnt. Die EVG beharre stur auf ihren Ursprungsforderungen und sei nicht kompromissbereit, sagte Personalvorstand Martin Seiler. Verhandlungen seien da "sinnlos".
Der Gewerkschaftssprecher wies diese Darstellung zurück. Es sei völlig klar, dass die Eingangsforderung in der Tarifverhandlung nicht am Ende dem Ergebnis entspräche. Es brauche aber mehr Bewegung der Bahn beim Gehalt, insbesondere für die unteren Einkommen.
Die EVG verlangt bislang bei zwölf Monaten Laufzeit zwölf Prozent mehr Lohn für alle Beschäftigten, aber mindestens 650 Euro mehr. Von einer solchen Mindesterhöhung würden die unteren Einkommen profitieren. Die Bahn bietet bislang eine rein prozentuale Erhöhung von zwölf Prozent für untere, zehn Prozent für mittlere und acht Prozent für höhere Einkommen sowie einen steuerfreien Inflationsausgleich von insgesamt 2850 Euro an.
Die EVG stößt sich außerdem besonders an der angebotenen Laufzeit von 24 Monaten im Angebot der Bahn. Sie beharrt auf einer Laufzeit von zwölf Monaten.
"Wir wollen ernsthaft verhandeln", zitierte die "Frankfurter Allgemeine" aus EVG-Kreisen. "Wenn es nach uns geht, braucht es keinen Streik. Der ist nur Mittel zum Zweck, wenn nichts mehr geht." Demnach will die Gewerkschaft neben dem Kirchentag auch Rücksicht auf den Feiertag am Donnerstag und das Ende der Pfingstferien in einigen Bundesländern nehmen. Der nächste Streik käme also frühestens in der darauffolgenden Woche infrage.
U.Romero--LGdM