US-Finanzministerin ruft China bei Besuch zu stärkerer Zusammenarbeit auf
US-Finanzministerin Janet Yellen hat China zu mehr Zusammenarbeit und "direkter" Kommunikation in Wirtschaftsfragen aufgefordert. Trotz der angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern drang sie insbesondere in den Bereichen Handel und bei der Bekämpfung des Klimawandels auf stärkere Kooperation. Ihr Besuch habe die Beziehungen zwischen Peking und Washington "auf eine sicherere Grundlage gestellt", sagte Yellen am Sonntag zum Abschluss eines viertägigen Besuchs in Peking.
"Kein Besuch wird unsere Herausforderungen über Nacht lösen", sagte Yellen in der US-Botschaft in Peking. Doch sie erwarte, "dass diese Reise dazu beitragen wird, einen belastbaren und produktiven Kommunikationskanal" mit Chinas neuem Wirtschaftsteam aufzubauen. "Wir glauben, dass die Welt groß genug ist, damit unsere beiden Länder gedeihen können", betonte Yellen.
Trotz erheblicher Meinungsverschiedenheiten zwischen Peking und Washington, die direkt kommuniziert werden müssten, hätten die beiden größten Volkswirtschaften der Welt eine "Verpflichtung", ihre Beziehungen verantwortungsvoll zu gestalten, betonte die US-Finanzministerin. Weitere Gespräche auf hoher Ebene seien "unerlässlich".
Zu den Meinungsverschiedenheiten zählen etwa Handelsbeschränkungen, die nach Ansicht Washingtons für den Schutz der nationalen Sicherheit der USA sehr wichtig sind. Yellen versicherte am Sonntag, Washington werde diese Maßnahmen nicht dazu benutzen, wirtschaftliche Vorteile zu erlangen.
Alle neuen Maßnahmen würden zudem auf "transparente Weise" umgesetzt, sagte Yellen mit Blick auf weitere mögliche Beschränkungen, die Auslandsinvestitionen der USA in China strenger regulieren könnten. Es würde sich dabei "nur um eine sehr gezielte Maßnahme handeln, die sich auf einige wenige Sektoren beschränkt, in denen wir (...) Sicherheitsbedenken haben", sagte Yellen.
Bei einem Gespräch mit dem chinesischen Vize-Ministerpräsidenten He Lifeng am Samstag rief Yellen dazu auf, Probleme direkt anzusprechen. "Wenn wir Bedenken hinsichtlich bestimmter Wirtschaftspraktiken haben, sollten und werden wir diese direkt kommunizieren", schlug sie vor. He sprach von "unerwarteten Vorfällen", die die Bemühungen zur Verbesserung der Beziehungen der beiden Länder behindert hätten und bedauerte diese.
Das Treffen der US-Finanzministerin mit dem chinesischen Vize-Ministerpräsidenten führte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zu einer Vereinbarung zur "Stärkung der Kommunikation und Zusammenarbeit bei der Bewältigung globaler Herausforderungen".
Die US-Finanzministerin betonte die große Bedeutung der Zusammenarbeit beim Thema Klimaschutz. Es sei "entscheidend", dass Washington und Peking weiterhin bei der Finanzierung von klimafreundlichen Investitionen kooperierten. China und die USA seien die größten CO2-Emittenten der Welt und tätigten gleichzeitig die umfangreichsten Investitionen in erneuerbare Energien. Die beiden Staaten hätten daher "die Verantwortung und die Fähigkeit, voranzugehen", sagte Yellen bei einem Treffen mit Experten.
Yellen war zu einem viertägigen Besuch nach China gereist, um Spannungen zwischen den beiden Ländern abzubauen und über Kooperationsmöglichkeiten zu sprechen. Peking hatte bereits im Vorfeld des Besuchs einen vergleichsweise optimistischen Ton zu den Beziehungen zwischen beiden Staaten angeschlagen. Das chinesische Finanzministerium erklärte am Freitag, dass es sich eine "Stärkung der Kommunikation und des Austauschs zwischen den beiden Ländern" erhoffe.
A.Cantu--LGdM